Das Institut ist seit 2006 mit der Erforschung und Erschließung der Alten Musik in Dresden befasst und hat nun weitere Werke der interessierten Öffentlichkeit vorgelegt:
Editionsnummer Nr. 20:
Johann Gottlieb Naumann (1741-1801), Missa g-Moll, herausgegeben von Claudia Lubkoll
1763, nachdem Sachsen zum Ende des Siebenjährigen Krieges große Verluste erlitten hatte, kehrte der dreiundzwanzigjährige Johann Gottlieb Naumann nach sechsjähriger Lehrzeit in Italien nach Dresden zurück, im Gepäck diese Messkomposition. Sie wurde der musikverständigen Kurfürstin-Witwe Maria Antonia Walpurgis übergeben, die nach der Aufführung der Messe in der Hofkirche dem jungen Naumann das Amt eines 2. Kirchencompositeurs anbot: Grundlage für seine spätere Stellung als Dresdner Hofkapellmeister. Die Messe als Ganzes ist als Quelle nicht mehr überliefert, da Naumann Teile in anderen Werken verwendete. Interessanterweise wurden zwei Abschriften für den Wiener Hof angefertigt. Hieraus wurde der Notentext nach umfangreichen Recherchen von Katrin Bemmann rekonstruiert und das Werk erstmals in einer modernen Ausgabe vollständig vorgelegt.
Editionsnummer Nr. 24:
Johann Joachim Quantz (1697-1773) Concerto G-Dur für Violine solo, 2 Flöten solo, 2 Oboen solo, Fagott solo, Streicher und Basso continuo QV 6:6, herausgegeben von Klaus Burmeister
Unter den annähernd 300 Flötenkonzerten von Johann Joachim Quantz (1697-1773) reihen sich auch einige Doppelkonzerte für zwei Flöten bzw. Flöte und Violine ein, aber nur wenige, in denen mehrere Instrumente wirklich miteinander konzertieren. Die hier vorgelegte Erstausgabe des Konzerts G-Dur für Solovioline, zwei Solo-Flöten, zwei Solo-Oboen, Solo-Fagott, Streicher und Basso continuo, QV 6:6 entspricht dem Typ des Gruppenkonzerts als die Auseinandersetzung von Quantz mit dem neuen, von Vivaldi geschaffenen großbesetzten Konzerttypus mit dominierender Solo-Violine, den er während seines Aufenthaltes in Italien (1724-1726) oder kurz danach, vielleicht noch vor seiner Reise nach London im März bis Juni 1727 kennengelernt hatte. Das Konzert war sicherlich für Aufführungen mit der königlichen Hofkapelle komponiert worden, als deren Konzertmeister Johann Georg Pisendel (1687-1755) um diese Zeit wirkte.
Klaus Burmeister, ausgewiesener Kenner der Quantz-Konzerte, hat dieses Werk nach den Quellen sowohl der SLUB als auch der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz erstmals herausgegeben.
Editionsnummer Nr. 18:
Vincenzo Albrici (1631-1696) und Guiseppe Peranda (um 1625-1675) Concerti con Aria für Soli, Instrumente und Basso continuo, herausgegeben von Mary E. Frandsen
Die erste umfangreiche Ausgabe von Geistlichen Konzerten, speziell der „Concerti con Aria“, ist nunmehr von der amerikanischen Musikwissenschaftlerin Prof. Mary E. Frandsen aus Indiana/USA , University Notre Dame, vorgelegt wurden. Der Edition stellt Mary Frandsen einen umfangreichen Kommentar zu dieser um 1660 am Dresdner Hof entwickelten Form geistlicher Musik voran, in dem sie nicht nur auf die römischen Vorbilder für Peranda und Albrici, sondern auch auf die Verbreitung dieser Gattung im deutschsprachigen Raum eingeht. Auf der Grundlage umfangreicher Quellenüberlieferung konnten für einzelne Werke auch genaue Aufführungsdaten ermittelt werden. Damit wird ein eindrucksvolles Bild der Aufführungspraxis der Zeit am Hofe Kurfürst Johann Georg II. lebendig, unter dessen Regentschaft die folgenreiche „Italianisierung“ der Dresdner Hofkapelle begann. Einige dieser Concerti con Aria werden für das Heinrich Schütz Musikfest im Oktober 2015 zur Aufführung vorbereitet.
Editionsnummer Nr. 14:
Johann Friedrich Fasch (1688-1758), Ouverturen-Sinfonien Band 1 FWV K: D 12, A 2, G 21, herausgegeben von Manfred Fechner (Die Ausgabe ist bereits in Druck und wird bald erscheinen.)
Johann Friedrich Fasch gehört zu den Komponisten des 18. Jahrhunderts, der nicht das Glück hatte, in Dresden oder München zu wirken. Trotzdem hat er z. B. für die Dresdner Hofkapelle großartige Werke geschaffen. Manfred Fechner, der das Repertoire der Dresdner Hofkapelle in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten untersucht hat, legt hiermit den 1. Band einer auf vier Bände angelegten Ausgabe von Werken Faschs vor.
Als Hofkapellmeister der anhaltinischen Residenz Zerbst ist er dort – vor allem dank künstlerischer Vernetzung mit der Dresdner Hofkapelle und deren Konzertmeister Johann Georg Pisendel (beide Musiker waren bereits in Leipzig miteinander bekannt) – vornehmlich auf dem Gebiet der Instrumentalmusik zu einem überaus innovationsfreudigen Tonsetzer herangereift. Das bestätigen seine kompositorischen Beiträge zu den Gattungen „Ouverturen-Sinfonien“, Konzert, Sinfonie und Sonate eindrucksvoll.
Besonderen Niederschlag fand Faschs musikalisches Neuerertum einerseits im Genre des groß besetzten Concerto: Seine Beiträge dazu beeindrucken nicht nur durch ihren musikalischen Anspruch, ihre opulente Besetzung und Klangfülle, sondern sind auch der Spiegel schöpferischer Auseinandersetzung mit Vivaldis „Concerti con molti strumenti“ – Fasch hatte diesen Konzert-Typus in Dresden kennengelernt. Faschs Konzerte sollten alsbald im Dresdner Kapellrepertoire eine bedeutende Rolle spielen, boten doch auch sie der Hofkapelle Gelegenheit, ihr exzellentes Können im Ensemble-, Gruppen- und Solospiel unter Beweis zu stellen und zugleich – schon ihrer aufwändigen Besetzungen wegen – dem Repräsentationsbedürfnis bei Hofe zu entsprechen.
Alle Ausgaben erscheinen sowohl im Informations- und Dokumentationsserver Qucosa der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) unter „Denkmäler der Tonkunst in Dresden“ zu Informationszwecken oder auch als Kauf- und Leihmateriale beim Musikverlag Ries & Erler Berlin.