Das Label cpo aus Georgsmarienhütte, das sich dankenswerterweise auch vielen unbekannteren Werken der Musikgeschichte in modernen Aufnahmen widmet, hat in diesen Tagen zum ersten Mal die fünf Ouverturen-Suiten von Johann Christoph Schmidt (1664-1728) (Denkmäler der Tonkunst, Editionsnummer 43, 2021) in einer CD-Aufnahme mit dem Ensemble „L’arpa festante“ unter der Leitung von Anton Steck veröffentlicht.
Damit liegt die zweite Einspielung eines Werkes des Dresdner Hofkapellmeisters vor, nachdem der Altist David Erler 2021 mit dem gleichen Ensemble auf einer CD mit „Psalmen und Lobgesängen aus dem mitteldeutschen Barock“ das Geistliche Concerto „Bonum est confiteri Domino“ (Band III der Geistlichen Concerti, Denkmäler der Tonkunst in Dresden Edition Nr. 42) produziert hatte. „L’arpa festante“, das seinen Namen von der gleichnamigen Oper von Giovanni Battista Maccioni übernommen hat, die zur Eröffnung des Münchner Opernhauses 1653 erklang, ist ein 1983 gegründetes deutsches Ensemble der Alten Musik, das auch in Zusammenarbeit mit leistungsfähigen Chören und in bisher ca. 50 CD-Aufnahmen einen hohen Standard an originaler Aufführungspraxis der Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts voraussetzt. Der Violinist Christoph Hesse, der auch Mitglied unseres Instituts zur Erforschung und Erschließung der Alten Musik in Dresden ist, hat 1995 die Leitung übernommen.
Johann Christoph Schmidt, in Hohnstein/Sächsische Schweiz geboren, wurde bereits als junger Hofmusiker von Kurfürst Johann Georg IV. zum Lernen nach Italien entsandt und übernahm 1697 das Amt des Hofkapellmeisters für den protestantischen Dresdner Hof.
Er geriet in die politischen und administrativen Wirren, die durch den Konfessionswechsel des Kurfürsten Friedrich Augusts I., welcher selbst die katholische Kirchenmusik favorisierte, hervorgerufen wurden, sodann gehörte er zu den „Lullisten“, den französisch geprägten Musikern am Dresdner Hof, überflügelt ab 1717 von den „Italiänern“ (um die sich die Dresdner Musikgeschichtsschreibung und Musizierpraxis fast ausschließlich bemüht hat), und schließlich gingen die meisten seiner Kompositionen 1760 verloren, als die Preußen das prinzliche Palais in der Pirnaer Vorstadt in Brand setzten und damit die Überlieferung der protestantischen Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts auslöschten.
Die Ouverturen von Johann Christoph Schmidt waren Teil der Festkultur am Dresdner Hof, die mit klanglicher Raffinesse und Temperament in der neuen Einspielung dargeboten werden und einen Begriff von der Musikkultur am Dresdner Hof vermitteln. Eine Datierung zwischen 1710 und 1720 verweist auf eine Zeit, in der sich am Dresdner Hof die politische und finanzielle Situation nach der Niederlage Schwedens im Nordischen Krieg stabilisierte. Dadurch konnte der Hofkapellmeister Johann Christoph Schmidt die Hofkapelle vergrößern und für vielfältige Aufgaben einsetzen, sodass hier der Grundstein für die weithin über Dresden bekannte Hofkapelle gelegt wurde, die unter Johann Adolf Hasse zu europäischer Bedeutung gelangte.